Kirche und AWO etablieren Mittagstisch

31. August 2023

Aachener Zeitung 31.08.2023

Ab 7. September ist „Gemeinsam essen“ möglich beim neuen Angebot in Kohlscheid-Kämpchen.

Von Rauke Xenia Bornefeld

Herzogenrath „Gemeinsam gegen einsam“ – so sind einige Anstrengungen in Kohlscheid überschrieben, um besonders Senioren aus dem ungewollten Alleinsein herauszuholen. Eine neue Option besteht ab 7. September. Dann heißt es: „Gemeinsam essen“.

Und zwar bei der AWO Kohlscheid, im Haus an der Klosterstraße 37a. Das liegt im Stadtteil Kämpchen – laut Sozialbericht der Städteregion machen die über 65-Jährigen hier einen Anteil von knapp 25 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Menschen ab 80 Jahren allein haben einen Anteil von 7,4 Prozent (Stand 2020). Nur im angrenzenden Sozialraum Kohlscheid-Zentrum ist ihr Anteil an der Stadtteilbevölkerung mit 8,2 Prozent noch etwas höher. Herauslesen kann man auch, dass in beiden Sozialräumen nicht nur betuchte Senioren wohnen.

Keine Konkurrenz

„Wir wurden von Besuchern angesprochen, ob wir nicht einen Mittagstisch anbieten könnten“, berichtete Bernd Simons von der AWO-Kohlscheid. „Wir wollten aber nicht der Kirchengemeinde ins Gehege kommen. Es gibt im Stadtteil verschiedene Anlaufstellen für ältere Menschen – ohne Konkurrenz untereinander.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die, die sonst nie kommen, zum Mittagstisch
kommen.“

 Diakon Bruno Ortmanns

Das ist gut so und das wollten wir auf keinen Fall ändern.“ Die Gemeinde Christus unser Friede hatte bis zu Beginn der Corona-Pandemie einen Mittagstisch angeboten, „aber unsere Helfer werden älter, die Kooperation kommt zur rechten Zeit“, erklärte Bruno Ortmanns, Ständiger Diakon an Christus unser Friede. Kooperation? Ja, denn nicht die einen hören auf und die anderen fangen an. Gemeinsam gehen AWO und Christus unser Friede das Unterfangen an.

Den Kontakt hatte Margit Keller vom Koordinationsbüro „Rund ums Alter“ der Stadt Herzogenrath hergestellt und gleichzeitig Angelika Körfer von der Bürgerhilfe „Hilfe mit Herz“ mit ins Boot geholt. Sie rettet bei verschiedenen Supermärkten ausrangierte, aber noch sehr gut essbare Lebensmittel. Das Gemüse stellt sie nun dem neuen Mittagstisch „Gemeinsam essen“ zur Verfügung, Mitglieder der Bürgerhilfe verstärken das Kochteam.

Was jetzt noch fehlte: Die Genehmigung vom Veterinäramt, in den Räumen der AWO die frischen Lebensmittel zu schmackhaften Eintöpfen verarbeiten zu dürfen. „Das waren ebenfalls sehr kooperative Gespräche“, meinte Margit Keller. „Sehr schnell kam jemand vorbei und hat sich die Räume angeschaut.“ Ortmanns bestätigte: „Sehr pragmatisch, der Mann!“ Die Begehung hatte ergeben, dass die AWO einen anderen Herd mit einem besser sauber zu haltenden Glaskochfeld braucht, eine Trennung der beiden Waschbecken durch eine Plexiglasscheibe, einen Industrie-Geschirrspüler in einem separaten Raum und einen Warmwasser-Anschluss in den Toiletten. Dann stünde einer Ausgabe von Mittagessen nichts im Wege.

„Einen Herd mit Ceranfeld bekamen wir von der Kirchengemeinde, weil die den ja nicht mehr vor Ort brauchte. Für den Rest haben wir die AWO-Rheinlandstiftung gefragt. Die fand das alles eine gute Idee und hat 100 Prozent der Finanzierung übernommen. So konnten wir insgesamt das Haus für alle Gruppen und Veranstaltungen aufwerten“, berichtete Simons freudestrahlend.

Linsensuppe, Erbseneintopf, Möhrengemüse, Pichelsteiner oder ähnliches wird es bei der AWO geben (siehe Infobox). „Wir wollen uns nicht überfordern. Deshalb fangen wir mit einer überschaubaren Größe an. Wir hoffen, dass es sich etabliert“, meinte Simons.

Ein bisschen Skepsis schwingt bei ihm mit. Denn besonders die einsamen Kämpchener, die die Kooperationspartner besonders im Auge haben, sind seiner Erfahrung nach trotz aller negativen Auswirkungen von Einsamkeit schwer zu bewegen, die eigenen vier Wände zu verlassen. „Selbst eine persönlich ausgesprochene Einladung auf der Straße führt nicht dazu, dass die Menschen in unsere Gruppen kommen.“

Diakon Bruno Ortmanns ist da positiver gestimmt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die, die sonst nie kommen, zum Mittagstisch kommen.“ Klar: Gemeinsam essen schmeckt einfach doppelt lecker.

Info

Am 7. September
geht es los

Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat gibt es ab 12.30 Uhr bei der AWO-Kohlscheid, Klosterstraße 37a, einen Mittagstisch, vorrangig für Seniorinnen und Senioren. Kostenbeitrag zwei Euro. Anmeldung jeweils bis dienstags unter 02407/3177. Start ist am 7. September.